Analoge Fotografie – Mehr als nur ein Trend
Ich bin noch alt genug, um mit Fotos auf Film aufgewachsen zu sein. Meine erste, eigene Kamera als Teenager war entsprechend auch eine analoge: Eine simple Point and Shoot von Fuji. Spannrädchen für den Filmtransport, eingebauter Blitz. Kein Fokus, kein Zoom, zwei ISO-Werte.
Heute, in einer Zeit, in der digitale Kameras immer perfektere Bilder liefern, scheint der Film fast nostalgisch. Und doch zieht es mich immer wieder zurück zur analogen Fotografie. Warum? Weil sie eine Magie besitzt, die die digitale Welt nur schwer replizieren kann.
Die Einzigartigkeit des Films
Fotografieren mit Film ist eine bewusste Entscheidung. Jeder einzelne Klick auf den Auslöser zählt. Während ich mit einer digitalen Kamera hunderte Bilder in kurzer Zeit aufnehmen kann, zwingt mich der Film zur Entschleunigung. 36 Aufnahmen auf einer Rolle, bei manchen meiner Kameras auch nur 10 oder sogar 8 – das bedeutet, dass ich genau überlegen muss, wann der richtige Moment gekommen ist. Es entsteht eine tiefere Verbindung zwischen Fotograf und Motiv.
Ein weiterer Aspekt ist das Farb- und Kontrastverhalten von Film. Jedes Filmmaterial hat seine eigene Charakteristik. Kodak Portra zum Beispiel liefert warme, weiche Töne mit einem feinen Korn, während Fujifilm Provia brillante Farben und knackige Kontraste bietet. Diese Eigenheiten sind nicht einfach nur ein Filter, den man in einer App auswählen kann – sie sind fest im Material verwurzelt und verleihen jedem Bild eine unverwechselbare Handschrift.
Der Charme der Unvorhersehbarkeit
Anders als bei digitalen Bildern gibt es bei Film keine sofortige Kontrolle. Ich weiß erst nach der Entwicklung, ob mein Bild gelungen ist oder nicht. Das kann frustrierend sein – aber genau das macht es auch so spannend. Die Überraschung, wenn ich den entwickelten Film in den Händen halte, ist unvergleichlich. Jedes Bild hat eine gewisse Unvorhersehbarkeit, sei es durch minimale Farbabweichungen, eine leichte Überbelichtung oder das schöne, organische Filmkorn.
Der Prozess als Teil der Kunst
Digitale Fotografie hat selbstverständlich auch ihren Platz. Im Job möchte ich sie auch nicht missen. Sie bietet mir eine direkte Kontrolle des Bildes und di Möglichkeit zur Anpassung. Gerade bei aufwendigeren Lichtsets ist das Gold wert. Natürlich fotografiere ich digital also auch nicht „unbewusst“. Digital ist an solchen Produktionentagen schnell und effizient und bietet mir im Nachgang eine Vielfalt von Optionen. Aber der Film zwingt mich auf ganze andere Weise, mich intensiver mit dem Bild zu beschäftigen – nicht nur beim Fotografieren, sondern auch davor. Die Entscheidung für einen Bildlook passiert durch den Film schon weit vor der ersten Aufnahme – es ist ein kreativer Prozess, der mich noch tiefer in das Bild eintauchen lässt.
Durch meine klassische Ausbildung zum Fotografen habe ich auch die Arbeit mit Film und im Labor gelernt. Das erste Mal in der Dunkelkammer zu stehen, das Papier ins Entwicklerbad zu tauchen und zuzusehen, wie das Bild langsam zum Leben erwacht. Das war ein wirklich spannender Moment und eine Arbeit, die mich sehr begeistert hat. Auch weil mein Opa in seiner Jugend einmal Fotolaborant werden wollte.
Warum Film auch heute noch relevant ist
Viele fragen mich, warum ich mir die Mühe mache, analog zu fotografieren, wenn die digitale Technik doch so viel bequemer ist. Meine Antwort ist immer dieselbe: Weil es sich anders anfühlt. Weil es mir hilft, anders zu fotografieren. Weil es Bilder schafft, die eine spezielle Seele haben.
Analoge Fotografie ist kein Auslaufmodell, sondern eine bewusste Wahl – eine Rückkehr zu einem langsameren, achtsameren Schaffen. Und in einer Welt, die immer schneller wird, ist es genau das, was mich an Film so fasziniert.
Also, wenn du es noch nie ausprobiert hast: Nimm eine alte Kamera, lade einen Film ein und lass dich auf das Abenteuer ein. Du wirst sehen – es verändert die Art, wie du die Welt siehst.
Einen Einblick, wie sich mir die Welt auf Film darstellt, findest du hier.